Mittwoch, 7. September 2011

Pressemitteilung Slutwalk Münster


Termin: 29. Oktober 2011, 15 Uhr
Startpunkt: Hindenburgplatz am Münsteraner Schloss (Verlängerung der Frauenstraße)
Route: Frauenstraße, Überwasserkirchplatz, Domplatz, Prinzipalmarkt, Salzstraße, Von-Vincke-Straße, Windhorststraße, Berliner Platz

Was ist ein Slutwalk?
Slutwalks sind Demonstrationen gegen sexualisierte Gewalt und ihre Verharmlosung, gegen Sexismus und Vergewaltigungsmythen sowie für sexuelle Selbstbestimmung. Opfer von Diskriminierungen und Vergewaltigungen werden häufig als Provokateur_innen oder Mitschuldige an der Tat dargestellt – "Du hast es ja nicht anders gewollt" oder "Wer so einen kurzen Rock trägt, ist selber schuld". Vielfach wird suggeriert, dass Frauen sich durch ein bestimmtes Verhalten und "angemessene" Kleidung vor sexualisierten Übergriffen schützen könnten. Das Bild vom fremden Mann, der hinter einer dunklen Straßenecke Frauen auflauert, ist ein Mythos – tatsächlich kommen über zwei Drittel der Täter aus dem Bekanntenkreis des Opfers. Von züchtiger Kleidung und zurückhaltendem Verhalten lassen sich Vergewaltiger nicht abschrecken, schließlich geht es ihnen um die Ausübung ihrer Macht.
Auf den Slutwalks demonstrieren Menschen gegen die Reglementierung von Sexualität und die Stigmatisierung von Opfern sexueller Gewalt. Kleidung und regelkonformes Verhalten schützen nicht vor Vergewaltigung!

Warum wird der Begriff Slut/Schlampe verwendet?
Als Schlampen werden vornehmlich Frauen abwertend bezeichnet, die sexuell frei leben oder sich freizügig kleiden. Der Begriff ist verletzend und demütigend gemeint und stellt damit ein Beispiel sexualisierter Gewalt in der Sprache dar. Die Slutwalks erobern sich diesen Begriff zurück, sie eigenen ihn sich an, um ihn von den negativen Assoziationen zu befreien.
Schlampe/Slut steht symbolisch für Mechanismen der Unterdrückung und Diskriminierung aufgrund von Sexualität und Geschlecht – wir wollen diesen Begriff dekonstruieren! Wenn wir alle Schlampen sind, verliert die Bezeichnung an Bedeutung.
Auf den weltweit stattfindenden Slutwalks stand darum z.B. auf den Plakaten: "My body to give, not yours to take", "Rape is not a compliment", "My little black dress does not mean Yes".

Wie entstanden die Slutwalks?
Der erste Slutwalk fand am 3. April 2011 in Toronto statt. Aus Protest gegen die Bemerkung, die ein kanadischer Polizeibeamter im Januar 2011 machte, gingen über 3000 Menschen auf die Straße. Der Polizist hatte Frauen im Rahmen eines Sicherheitstrainings an der York University geraten, sich nicht wie Schlampen anzuziehen, um nicht Opfer sexueller Gewalt zu werden (“women should avoid dressing like sluts in order not to be victimized”).

Wo finden Slutwalks statt?
Unter dem Namen SlutWalkUnited Grrrlmany fand sich ein bundesweites Bündnis zusammen, am 13. August 2011 wurde in verschiedenen Städten für Selbstbestimmung demonstriert (u.a. Hamburg, Berlin, Dortmund, Frankfurt, Hannover, München, Stuttgart). Slutwalks in Bielefeld, Freiburg, Leipzig u.a. sind momentan in der Planung und werden noch diesen Herbst stattfinden.
International gab es Slutwalks in Brasilien, England, Finnland, Frankreich, Holland, Irland, Kanada, Mexiko, Schweden und den USA.

Wer nimmt an den Slutwalks teil
Unabhängig von Geschlecht, sexueller Praxis, Alter, Herkunft, Kleidungsstil etc. sind in Münster alle aufgerufen, sich an der Demonstration gegen die Verharmlosung von Sexismus zu beteiligen und ihre Solidarität zum Ausdruck zu bringen.
Entgegen der medialen Darstellung gibt es keine Kleidervorschriften für die Teilnehmenden! Ob im Minirock, im Hosenanzug oder in der Sporthose, jede_r darf den Protest nach ihren eigenen Vorstellungen gestalten.
Es geht keinesfalls nur um Frauen, Männer oder Kinder, die sexueller Belästigung ausgesetzt sind, sondern auch um Menschen, die sich keinem Geschlecht zugehörig fühlen und auf vielfältige Weise diskriminiert werden. Transgender, Intersexuelle, Homosexuelle oder Transsexuelle sind häufig sexualisierter Gewalt ausgesetzt. Alle, die sexuelle Gewalt verurteilen, sind beim Slutwalk willkommen!

Anstatt Frauen vorzuwerfen als Verführerinnen aufzutreten und Verständnis für Männer zu haben, die ihre Triebe angeblich nicht unter Kontrolle haben, fordern wir ein Ende der Verharmlosung und Mythisierung sexueller Gewalt!


Informationen: slutwalkmuenster.blogspot.com; facebook.com/Slutwalk-Münster
Kontakt: slutwalkmuenster@googlemail.com
Informationen zu bundesweiten Slutwalks: http://slutwalkberlin.de/slutwalkunited



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